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Wir sehen schwarz für die Zukunft Ihrer Versorgung!

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Die flächen­deckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante medizinische Versorgung ist massiv gefährdet.

Weil wir auch in Zukunft für unsere Patientinnen und Patienten da sein möchten, protestieren wir gemeinsam gegen die aktuelle Gesundheitspolitik.

Die Lage in den Praxen ist so angespannt wie seit Langem nicht mehr. Die ambulante medi­zinische Versor­gung muss stabilisiert und gefördert werden, andern­falls droht sie komplett weg­zu­brechen.

Mit Blick darauf schließen sich der Haus­ärzte­verband Hessen und der Berufs­verband der Kinder- und Jugend­ärzt*innen (BVKJ), Landes­verband Hessen, den bundes­weiten Pro­testen an. 

Konkret fordern die nieder­gelassenen Ärztinnen und Ärzte

1. Reform der Versorgungs­strukturen

Für eine hochwertige und effiziente Versorgung unserer Patientinnen und Patienten im komplexen deutschen Gesundheits- und Sozialsystem bedarf es mehr Steuerung und Orientierung durch die Hausärztinnen und Hausärzte.

2. Moderne Team­strukturen fördern und Versorgungs­ressourcen schonen

Keine Zersplitterung der Versorgung mit immer neuen Schnittstellen, sondern Stärkung der bestehenden Teams und Praxen und ein klares Bekenntnis zur hausarztzentrierten, multiprofessionellen Teampraxis (HÄPPI-Konzept des Bundesverbandes).

3. Angemessene und faire Finanzierung

Für eine stabile, ambulante Versorgung ist die angemessene Honorierung der hausärztlichen Arbeit in den Praxen zwingend erforderlich. Dafür benötigen wir eine Entbudgetierung „MGV+“ und eine grundlegende EBM-Reform.

4. HZV als Präventions­leistung fördern

Die HZV ist ein fester Bestandteil im deutschen Gesundheitssystem mit positiven Ergebnissen für die Patientinnen und Patienten. Die HZV-Teilnahme sollte deshalb auch formal als Präventionsleistung anerkannt und gefördert werden.

5. Digitalisierung, die funktioniert

Wir begrüßen eine weitere Digitalisierung, wenn sie Entlastung schafft und Mehrwerte in der Versorgung bietet. Voraussetzung muss sein, dass die Technik die Prozesse in den hausärztlichen Praxen beschleunigt und unterstützt.



Kampagne des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes: „Diese Praxis würde fehlen!“

Die Situation in den Hausarztpraxen ist so angespannt wie seit sehr langer Zeit nicht mehr. Mit Blick darauf hat der Hausärztinnen- und Hausärzteverband die Kampagne „Diese Praxis würde fehlen“ gestartet. „Machen Sie Ihrem Ärger Luft!“, heißt es auf der Website des Bundesverbandes. Ärztinnen und Ärzte können dort Videos und Bilder hochladen, es gibt ein Protestplakat für die Praxen und eine Online-Petition. Der Hausärzteverband Hessen ruft dazu auf, sich an der Kampagne zu beteiligen.


„ÄrzteTag“-Podcast zu Praxisschließungen:
"Wie ziehen Sie die Patienten auf Ihre Seite, Herr Sommerbrodt?"

Auch Hausärztinnen und Hausärzte beteiligen sich an den bundesweiten Praxisschließungen. Die Motivation dafür kommentiert Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen im „ÄrzteTag“-Podcast der Ärztezeitung. Der Allgemeinmediziner bedauert im Gespräch mit Hauke Gerlof, dem stellvertretender Chefredakteur der Ärztezeitung, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Proteste „auf Geld herunterdiffamiert“. Gerade die Bevölkerung auf dem Land merke, wie knapp die Kapazitäten mittlerweile geworden seien. 


"Das ist ein Notruf an die Politik!"

Mehr als 1.300 Ärztinnen und Ärzte haben am Mittwoch an der digitalen Protestveranstaltung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes teilgenommen. In einer Resolution forderten sie einen Krisengipfel zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung, die Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen nach MGV plus, Sofortmaßnahmen zur Entbürokratisierung ihrer Arbeit und Boni für diejenige, die an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen. Mittel- und langfristig bedürfe es nachhaltiger Strukturreformen im deutschen Gesundheitswesen, in deren Fokus die Stärkung der hausärztlichen Versorgungen stehen müsse, heißt es in einer Resolution.

Antworten auf häufig gestellte Fragen

"Aber die Ärztinnen und Ärzte arbeiten doch gar nicht so viel!"

Die Sprechzeiten, die auf unseren Praxisschildern stehen, täuschen: Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Schnitt 50 Stunden pro Woche. Ist gerade keine Sprechstunde, haben wir dennoch viel zu tun:

  • spezielle Untersuchungen/Behandlungen, für die es eigene Termine gibt
  • Befunde sichten; Berichte schreiben
  • Besuche bei Patientinnen und Patienten zu Hause oder im Alten- und Pflegeheim
  • Besuche in Unternehmen oder Schulen (als Betriebsarzt, Schularzt)
  • Patientinnen und Patienten mit akuten Problemen behandeln
  • Verwaltung und Dokumentation
  • Anträge für Patientinnen und Patienten stellen; Behördenanfragen beantworten
  • Vor- und Nachbereitung für die nächste Sprechstunde
  • Medizinische Fortbildungen
  • und vieles mehr
"Warum leiden Ärztinnen und Ärzte unter zu viel Bürokratie?"

Es gibt durchaus nützlichen bürokratischen Aufwand – z. B. die exakte Dokumentation der Behandlung unserer Patienten. Doch im Durchschnitt sind Ärztinnen und Ärzte mittlerweile 61 volle Arbeitstage pro Jahr und Praxis mit Verwaltungsarbeit belastet. Das ist Zeit, die für Patientinnen und Patienten fehlt.

"Aber es gibt doch genug Ärztinnen und Ärzte."

Nein, wir haben bereits seit vielen Jahren einen Ärztemangel. Zudem gehen viele Kolleginnen und Kollegen bald in den Ruhestand. Von den jüngeren Ärztinnen und Ärzten arbeiten immer mehr in Teilzeit. Und es werden nicht genügend Ärztinnen und Ärzte ausgebildet.

Gleichzeitig altert die Bevölkerung. Das heißt: In Zukunft gibt es mehr ältere Menschen, die mehr und intensivere Behandlung brauchen. Dafür fehlen Ärztinnen, Ärzte, aber auch Medizinische Fachangestellte, Pflegekräfte und andere Fachkräfte.

Die Digitalisierung soll die Medizin effizienter machen. Doch sie alleine kann diesen Mangel nicht ausgleichen.

"Warum klagen viele Ärztinnen und Ärzte über die Digitalisierung?"

Die Digitalisierung soll helfen, aber derzeit macht sie Ärztinnen und Ärzten vor allem das Leben schwer. Ein großer Teil der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist vom Staat gesteuert. Ärztinnen und Ärzte werden gezwungen, nicht praxistaugliche digitale Anwendungen wie das eRezept oder die elektronische Patientenakte zu nutzen. Diese Anwendungen kommen aber nicht zum Laufen. Viele Praxen haben wöchentlich mit Systemabstürzen, IT-Fehlern und umständlichen digitalen Prozessen zu kämpfen.

"Aber die Ärztinnen und Ärzte verdienen doch schon so viel!"

Alles wird teurer. Handel, Handwerk etc. dürfen die Preise erhöhen. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dürfen das nicht. Wieviel ein Gespräch mit dem Patienten oder eine technische Untersuchung „wert“ ist, wird ihnen vorgeschrieben. Die Preise dafür haben sich in den vergangenen 30 Jahren so entwickelt, dass nicht einmal die Inflation ausgeglichen wird.

Für gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten verhandeln die Krankenkassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen ein jährliches Budget. Das Budget ist gedeckelt. Das heißt: Kommen mehr Patientinnen und Patienten in eine Praxis, gibt es dafür nicht automatisch mehr Geld. Zudem werden im Schnitt gerade einmal 80 % aller Leistungen, die Praxen erbringen, überhaupt bezahlt. Denn das Budget ist meist schon weit vor dem Quartalsende erschöpft.

Krankenkassen weisen gerne auf den hohen Reinertrag von Arztpraxen hin. Der Reinertrag ist aber nicht der Gewinn. Vom Reinertrag müssen noch viele Kosten bezahlt werden, bis zum Schluss das „Arztgehalt“ übrig bleibt. Dem einzelnen Arzt und der einzelnen Ärztin bleibt also viel weniger, als die meisten Menschen glauben.

Die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), mit der Praxen gegenüber Privatversicherten und Selbstzahlern abrechnen, ist ebenfalls seit über 30 Jahren nicht mehr erhöht worden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach verweigert – wie die Gesundheitsminister vor ihm – die Reform.

"Wie kann ich meine Ärztin, meinen Arzt und das Praxisteam unterstützen?"

Sprechen Sie mit Familie, Freunden und Bekannten über unser Anliegen. Erzählen Sie weiter, warum wir protestieren. Wenden Sie sich an Politikerinnen, Politiker und Krankenkassen vor Ort und fordern Sie Unterstützung – damit die wohnortnahe ambulante medizinische Versorgung erhalten bleibt.