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Hausärzteverband Hessen: „Pläne zur Klinikreform gefährden hausärztliche Versorgung – Politik fällt Hausärztinnen und Hausärzten in den Rücken“

Hattersheim, 19.3.2024 Mit scharfer Kritik reagiert der Hausärzteverband Hessen (HÄVH) auf den Gesetzesentwurf zur Krankenhausreform, der am Wochenende bekannt geworden ist. Der Entwurf sieht vor, dass Krankenhäuser in unterversorgten Regionen in die hausärztliche Versorgung einsteigen dürfen. „Diese Pläne gefährden die hausärztliche Versorgung und die Kosten werden die Patientinnen und Patienten zahlen“, sagt Christian Sommerbrodt, 1. Vorsitzender des HÄVH. Er fordert, die Attraktivität der Allgemeinmedizin zu stärken, anstatt Ersatzstrukturen zu errichten.

„Der Bundestag muss diesen Unsinn des Bundesgesundheitsministers stoppen“, so Sommerbrodt. Er erinnerte daran, dass Karl Lauterbach nach dem Krisengipfel im Januar die Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen versprochen hatte. Bisher sei aber nichts geschehen. „Wenn nun überlegt wird, Gelder, die eigentlich für die Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Hausarztpraxen gedacht sind, in die Krankenhäuser fließen zu lassen, fällt die Politik den Hausärztinnen und Hausärzte, die seit Jahren unter schwierigen Bedingungen die ambulante medizinische Versorgung sicherstellen, in den Rücken“, kritisiert der HÄVH-Vorsitzende.  

„Pläne zeugen von der Geringschätzung hausärztlicher Arbeit“

Die hausärztliche Arbeit müsse, gerade in unterversorgten Gebieten, unterstützt und attraktiver gemacht werden, anstatt sie durch Hilfsstrukturen zu ersetzen. „Wenn das Bundesgesundheitsministerium glaubt, dass sich Hausärztinnen und Hausärzte so einfach ersetzen lassen, zeugt dies von einer deutlichen Geringschätzung unserer Arbeit“, bedauert Sommerbrodt.

„Hausärztliche Arbeit ist komplex und bedeutet eine Versorgung des gesamten Menschen. “, stellt der Hausarzt aus Wiesbaden klar. „Wir behandeln alle akuten körperlichen und seelischen sowie chronischen Erkrankungen. Die Versorgung reicht von der Gesundheitsuntersuchung bis zur Krebsvorsorge und zur palliativen Betreuung. In der Hausarztpraxis findet die Einordnung und Weiterbehandlung von Facharztuntersuchungen statt, die Erklärung der Diagnostik sowie die menschliche Betreuung und lebenslange Begleitung durch alle Lebenslagen“, betont Sommerbrodt.

„Kliniken in unterversorgten Regionen sind sowieso schon überlastet“

In den Krankenhausstrukturen lasse sich die hausärztliche Versorgung von 83 Millionen Menschen in Deutschland weder darstellen noch sicherstellen. „Kliniken in unterversorgten Regionen sind sowieso schon überlastet – sie schaffen es doch gar nicht, zusätzlich eine hausärztliche Versorgung mit Kontrolluntersuchungen, akut Sprechstunden und allem was sonst noch dazu gehört, zu übernehmen“, so Sommerbrodt. „Eine hausärztliche Versorgung mit Hausbesuchen, Heimversorgung und Disease-Management-Programmen lässt sich nicht neben der stationären Versorgung erfüllen.Sie ist ein Fulltime-Job und nicht einfach nur Ambulanzdienst“, stellt der Hausarzt aus Wiesbaden klar.

„Praxen durch Leistungsverschiebung massiv gefährdet“

Mit Blick darauf sei davon auszugehen, dass die Kliniken eben nicht die hausärztliche Versorgung übernehmen werden, sondern nur die Fälle bearbeiten werden, die sich in einer Ambulanz abarbeiten lassen. „Wenn die Kliniken den niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten lediglich die arbeitsaufwendigen und kostenintensiven, aber gleichzeitig einnahmeschwachen Fälle überlassen, würde dies die Praxen wirtschaftlich noch uninteressanter machen – und sie wären durch die Leistungsverschiebung massiv gefährdet“, so Sommerbrodt.

„Kliniken können nicht die ambulante Weiterbildung Allgemeinmedizin umsetzen“

„Da die Kliniken keine volle hausärztliche Versorgung anbieten werden, können diese Kliniken auch nicht die ambulante Weiterbildung Allgemeinmedizin umsetzen, die eben eine vollständig funktionierende Praxis voraussetzt“, gibt Sommerbrodt zu bedenken. „Die Weiterbildung in unseren Praxen bringt junge Ärztinnen und Ärzte und damit Nachfolgerinnen und Nachfolger in die Praxen und sichert damit die Versorgung in Stadt und auf dem Land“, so Sommerbrodt.

Pressekontakt:
Gundula Zeitz, Pressereferentin HÄVH. Tel.: 0171 8132671, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.