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„Aussagen des Verbandes der Ersatzkassen untragbar!“

Als „untragbar“ haben die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes die Positionierungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) bezeichnet. „Die Forderung nach immer mehr und kleinteiligeren Sanktionen und Kontrollen führt die Idee des freien Arztberufes ad absurdum“, so die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier in einer Stellungnahme.

Berlin, 24.01.2024 – Zu den heutigen Ausführungen und Positionierungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) erklären die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier:

„Die heutigen Aussagen des vdek sind sowohl inhaltlich als auch von der Tonalität her untragbar. Die Akteure sollten sich einmal selbst hinterfragen, ob es der richtige Weg ist, wichtige inhaltliche Diskussionen mit derartigen populistischen Tönen zu flankieren. Es ist schwer vorstellbar, dass die im vdek organisierten Krankenkassen diese Form der Kritik mittragen.

„Absurd und unverschämt“

Dass Krankenkassen, den Ärztinnen und Ärzten mangelndes Engagement für ihre Patientinnen und Patienten unterstellen, ist absurd und unverschämt. Die Hausärztinnen und Hausärzte und ihre Praxisteams schieben seit Jahren Überstunde um Überstunde, um die Versorgung am Laufen zu halten. Jede Woche gehen unzählige Arbeitsstunden dafür drauf, unsinnige und inhaltlich nicht nachvollziehbare Nachfragen der Krankenkassen zu beantworten. Diese Zeit fehlt dann für die Patientenversorgung.

„Längst überholtes Lagerdenken“

Wer, statt sich selbst mal an die eigene Nase zu fassen, allen Ernstes als Lösung des Problems vorschlägt, die Mindestsprechstundenzeit zu erhöhen, der hat offensichtlich seit Jahrzehnten keine Praxis von innen gesehen. Statt sich beispielsweise über die konkreten Vorschläge der Hausärzteschaft zur Sicherstellung und Modernisierung der Versorgung auszutauschen, verharren die Akteure mit dem vorgelegten Papier in längst überholtem Lagerdenken, das absolut nichts zur Sicherstellung einer guten und zukunftsfähigen Versorgung beiträgt. Mit einem konstruktiven Austausch hat das nichts zu tun.

„Komplett praxisferne Ausführungen“

Die Forderung nach immer mehr und kleinteiligeren Sanktionen und Kontrollen führt die Idee des freien Arztberufes ad absurdum. Schon heute tragen die Kolleginnen und Kollegen an vielen Punkten die versorgungspolitische und finanzielle Verantwortung für Dinge, die sie selbst nicht beeinflussen können, wie beispielsweise nicht funktionierende TI-Anwendungen. Dafür zeichnen sich bekanntlich auch die Krankenkassen verantwortlich. Vor diesem Hintergrund kann man diese komplett praxisfernen Ausführungen nur mit Unverständnis lesen.

Jede junge Ärztin oder jeder junge Arzt, der darüber nachdenkt, sich niederzulassen und dann mit diesen Unterstellungen und Aussagen konfrontiert wird, wird sich schleunigst ein anderes Betätigungsfeld suchen. Wenn es das Ziel der Verbandsvertreterinnen und -vertreter ist, für möglichst wenige Niederlassungen zu sorgen, dann haben sie heute ganze Arbeit geleistet.“

Hintergrund:

Ehrenamtlicher vdek-Vorsitzender Uwe Klemens kritisiert „Entbudgetierungsmist“ des Krisengipfels

Zuvor hatte Uwe Klemens, ehrenamtlicher Vorsitzender des vdek, mit Blick auf die geplante Entbudgetierung zumindest der Hausärzte kritisiert, dass über die Frage des Sicherstellungsauftrags, den die Ärzte innehätten, niemand mehr diskutiere. Deshalb rege sich die Kassenseite sehr über den ganzen „Entbudgetierungsmist“ des Krisengipfels beim Bundesgesundheitsminister auf, so Klemens. Die Pläne gerieten im Wesentlichen zum Vorteil der Hausärzte in Ballungszentren, also überversorgten Gebieten.

Auf dem Land lägen die Auszahlungsquoten ohnehin bei über 100 Prozent. „Es geht darum, den Ärzten in München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt Geld zuzuschieben, und zwar unser Geld“, sagte Klemens bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Von Lauterbach sei keines mehr zu erwarten. Finanzminister Christian Lindner (FDP) gebe ihm keines mehr.

vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner fordert mehr Mindestsprechstunden

Konkreten Handlungsbedarf sieht der Ersatzkassen-Verband bei den Arztterminen. Um mehr Behandlungszeit für gesetzlich Versicherte zu schaffen, müsse die Zahl der Mindestsprechstunden für einen vollen Praxissitz von derzeit 25 auf mindestens 30 angehoben werden, forderte vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung arbeiten niedergelassene Ärzte im Schnitt 53 Stunden in der Woche.

Die Einhaltung der Mindestsprechzeiten müssten zudem mit vom Gesetzgeber erlassenen Sanktionen durchgesetzt werden, so Elsner. Vorbild könnten Honorarkürzungen sein, wie sie zum Beispiel bei Verstößen gegen Fortbildungspflichten vorgesehen seien.

Maßnahmenkatalog des vdek: verpflichtende Videosprechstunden

In einem Maßnahmenkatalog der Ersatzkassen heißt es zudem, Praxisärzte sollten verpflichtend Videosprechstunden anbieten sowie Patientinnen und Patienten die Möglichkeit bieten, Termine online zu buchen und Folgerezepte anzufragen. Terminservicestellen und KV-Notfallpraxen sollten zudem einen ständigen Online-Zugang auf die Praxisverwaltungssysteme haben, um einfach und schnell freie Termine an Akutpatienten vermitteln zu können.

Esatzkassen fordern mehr Infos zu Terminen

Die Ersatzkassen fordern die Arztpraxen zudem auf, auf einer eigenen Webseite über Sprechstundenzeiten und offene Sprechstunden zu informieren. Zudem müssten die Arztsuchen der KVen vereinheitlicht und mit dem Angebot der Terminservicestellen verknüpft werden, heißt es in der Liste weiter. Die KVen sollten Versicherten eine schriftliche Bescheinigung ausstellen müssen, wenn Terminservicestellen Termine weder in der vertragsärztlichen Versorgung noch im Krankenhaus vermitteln konnten.

 

Pressekontakt:

Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V.
Vincent Jörres, Pressesprecher
Bleibtreustraße 24, 10707 Berlin
Tel.: 0151 52 01 24 36 oder 030 88 71 43 73-42
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