Skip to main content
  • News

AG Hausärztinnen des Landesverbandes gegründet

Frankfurt, 20.4.2024. Zum Start gab es einen Impulsvortrag zum Thema “Gender Health Gap und Gender Data Gap in der hausärztlichen Versorgung an Beispielen aus der medikamentösen Therapie“: Im Rahmen dieser Fortbildungsveranstaltung auf dem Hausärztetag Hessen gründeten Ärztinnen aus ganz Hessen die AG Hausärztinnen des Verbandes. Als Sprecherinnen wurden Susanne Sommer und Elke Neuwohner gewählt.

„Gender Pay Gap, Gender Health Gap, Gender Data Gap: Es gibt viele Lücken, die wir Frauen in der Medizin füllen wollen und müssen. Wir möchten uns vernetzen und effektive Strategien entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen“, sagen Susanne Sommer (Mücke) und Dr. med. Elke Neuwohner (Ebsdorfergrund). Die beiden Hausärztinnen hatten die Gründung der neuen Arbeitsgruppe bereits am Rande der Delegiertenversammlung im März zusammen mit Monika Buchalik (Maintal), Petra Hummel (Bad Homburg), Nadine Spatz (Wiesbaden) und Jutta Willert-Jacob (Haiger) angestoßen und vorbereitet. Zur Gründung im Rahmen eines PTQZ auf dem 16. Hausärztetag Hessen in Frankfurt am Main kamen insgesamt zwölf Hausärztinnen aus ganz Hessen. „Wir sind offen für weitere Mitglieder. Besonders aus Nord- und Osthessen fehlen uns noch Hausärztinnen, die mitmachen möchten“, betonen Sommer und Neuwohner.

AG will Vorstand des Landesverbandes beraten

Die AG will sich in den kommenden Jahren für viele frauenspezifische Themen einsetzen und den Vorstand des Landesverbandes beraten. Themen gibt es genug, das zeigte sich bei einem Brainstorming der Teilnehmerinnen: „Anerkennung der Kinderzeiten in der Altersvorsorge, Entlastung von Hausärztinnen durch Vernetzung, Telemedizin für Ärztinnen, Arbeitsdelegationsmöglichkeiten, Mutterschutz in der Selbstständigkeit, eine familienkompatible Politik mit flexibleren Möglichkeiten, Selbstverständnis der Frau in der Rolle als Chefin“, unter anderem diese Stichworte hatten die AG-Gründerinnen am Ende zusammengetragen. „Außerdem wollen wir uns auch mit den Hausärztinnen-Arbeitsgruppen und Foren anderer Landesverbände und des Bundesverbandes vernetzen“, so Elke Neuwohner.

Die Hausärztin hielt einen Impulsvortrag zum Thema “Gender Health Gap und Gender Data Gap in der hausärztlichen Versorgung an Beispielen aus der medikamentösen Therapie“. Auch dieser Vortrag zeigte, dass es noch viel zu tun gibt, nicht zuletzt, um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der medizinischen Versorgung abzubauen.

Vortrag zum Thema „Gender Health Gap“ von Elke Neuwohner

So unterscheiden sich Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrer physiologischen Reaktion auf Krankheiten und Behandlungen. „Zum Beispiel können Frauen aufgrund hormoneller Unterschiede anfälliger für bestimmte Autoimmunerkrankungen sein, während Männer früher Herzkrankheiten entwickeln. Diese Unterschiede müssen bei der Entwicklung und Anwendung von Medikamenten und Therapien berücksichtigt werden“, sagte Neuwohner.  

Studien zeigten zudem, dass Frauen und Männer unterschiedliche Zugangsmuster zur Gesundheitsversorgung haben. „Frauen suchen oft häufiger ärztliche Hilfe auf und nehmen regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. Jedoch können kulturelle und sozioökonomische Faktoren den Zugang von Frauen zur Gesundheitsversorgung einschränken, insbesondere in einigen Teilen der Welt“, so Neuwohner.

Auch die Diagnose und Behandlung von Krankheiten könne je nach Geschlecht variieren. Bis heute sei es so, dass Frauen zum Beispiel bei Herzinfarkten später diagnostiziert würden, da sich ihre Symptome von denen der Männer unterscheiden können. „Ebenso können Medikamente unterschiedlich auf Männer und Frauen wirken, was zu unerwünschten Nebenwirkungen oder ineffektiven Behandlungen führen kann“, betonte die Hausärztin.

Gender Data Gap: Frauen wurden oft von klinischen Studien ausgeschlossen

Historisch gesehen wurden Frauen oft von klinischen Studien ausgeschlossen oder unterrepräsentiert, was zu einem Mangel an geschlechtsspezifischen Daten und Erkenntnissen führt. „Es ist wichtig, dass die Forschungsgemeinschaft diese Lücke angeht und Geschlechterunterschiede in der Gesundheit besser versteht“, forderte Neuwohner in ihrem Vortrag.

Die Gender Data Gap habe bis heute erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und die medizinische Forschung. Zum Beispiel seien viele Medikamente hauptsächlich an Männern getestet worden, was zu einem Mangel an geschlechtsspezifischen Informationen über deren Wirksamkeit und Sicherheit geführt habe. „Dies wiederum kann dazu führen, dass Frauen nicht angemessen behandelt werden oder unerwünschte Nebenwirkungen erfahren“, sagte Neuwohner.

Gender Pay Gap

Die Ärztin verwies nicht zuletzt auf die Gender Pay Gap, die schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben von Frauen und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit habe „Sie führt zu einem niedrigeren lebenslangen Verdienst, einer geringeren Altersvorsorge und einem erhöhten Armutsrisiko für Frauen, insbesondere für Alleinerziehende und ältere Frauen.“ Um die Gender Pay Gap zu verringern, seien politische Maßnahmen, wie Gesetze zur Lohngleichheit und die Förderung von Elternzeit und flexiblen Arbeitsmodellen, unerlässlich. „Es braucht transparentere Gehaltsstrukturen und Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen“, forderte die Ärztin. „Darüber hinaus ist die Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Ungleichheiten am Arbeitsplatz von entscheidender Bedeutung, um eine Kultur der Gleichstellung zu schaffen“, so Neuwohner.

Sie möchten in der AG Hausärztinnen mitarbeiten? Bitte wenden Sie sich an unsere Geschäftsstelle, wir vermitteln Sie gerne weiter.
Tel: 06190-9743470, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.