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ARD berichtet über „MVZ: Arztpraxen als Renditeobjekte“

Das Wirtschaftsmagazin plusminus des Ersten Deutschen Fernsehens greift in einer seiner Sendungen das Thema „Arztpraxen als Renditeobjekte“ auf.

Seit Jahren nimmt die Zahl der sogenannten Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu - und immer mehr werden von fachfremden Finanzinvestoren betrieben. Waren es anfangs vor allem Augenarzt- oder Zahnarztpraxen, so haben die Investoren nun auch Hausarzt- und Orthopädiepraxen als Renditeobjekt entdeckt. „Das hat auch Folgen für die Patienten und unser Gesundheitssystem“, heißt es im Wirtschaftsmagazin plusminus des Ersten Deutschen Fernsehens vom 31.5.2023. Der Beitrag ist in der ARD-Mediathek zu finden:

https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/mvz-arztpraxen-als-renditeobjekte/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy9lZTkwODVkMi1kNWE2LTRiMDEtOTdiZi1iYzYxZmRkNTNjZjc

HÄVH kritisiert Kommerzialisierung im Gesundheitswesen

Auch der Hausärzteverband Hessen e. V. (HÄVH) sieht die Entwicklung kritisch. „Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren und Arztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben. Die Gesundheitspolitik muss diese Profitgier im medizinischen Bereich unterbinden", sagt Christian Sommerbrodt, Vorstandsvorsitzender des HÄVH. „Als Ärztinnen und Ärzte wollen wir über die bestmögliche medizinische Behandlung für unsere Patientinnen und Patienten entscheiden. Deshalb lehnen wir privatwirtschaftlich geführte Versorgungszentren ab, in denen nicht Ärzte, sondern Betriebswirte das Sagen haben“, betont der Hausarzt aus Wiesbaden. „Patientinnen und Patienten müssen sich sicher sein können, dass sie behandelt werden, weil es um ihre Gesundheit geht – und nicht nur, weil es sich finanziell lohnt“, so Sommerbrodt.

Der HÄVH hatte zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), Landesverband Hessen, sowie mit Berufsverbänden der Fachärzte und Psychotherapeuten bereits am 5. Protesttag im März die Renditemedizin zum Thema gemacht.  Die zunehmende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen setze immer mehr Ärztinnen und Ärzte nicht nur in der stationären, sondern auch in der ambulanten Versorgung unter Druck, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Längst hätten Finanzinvestoren aus aller Welt den deutschen Gesundheitsmarkt für sich entdeckt. Die Renditemedizin sei weit fortgeschritten. So sei etwa die technisierte Medizin inzwischen häufig in den Händen von Herstellern von Produkten und Geräten, die eher ihre wirtschaftlichen Interessen und nicht die medizinische Versorgung im Fokus haben.

„Ärztliche Entscheidungen dürfen nicht beeinflusst werden“

„Bei ärztlichen Entscheidungen müssen medizinische Indikatoren und die Versorgungssicherheit im Vordergrund stehen, wirtschaftliche Vorgaben dürfen keine Rolle spielen“, sagt Sommerbrodt. Ärztinnen und Ärzte müssten aber auch auskömmlich verdienen, damit sie in ihren Entscheidungen nicht durch betriebswirtschaftliche Einflüsse manipuliert würden.

Die Initiatoren der hessischen Ärzteproteste erinnerten daran, dass bereits der 126. Deutsche Ärztetag im Mai 2022 in Bremen einen Maßnahmenkatalog gegen den Kommerzialisierungsdruck in der ambulanten und stationären Versorgung beschlossen hatte, um Schaden von Patientinnen und Patienten abzuwenden und die freie Berufsausübung der Ärztinnen und Ärzte nicht weiter zu gefährden. Darin forderte die Ärzteschaft unter anderem, die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) durch Krankenhäuser an einen fachlichen, räumlichen und regionalen Bezug zu deren Versorgungsauftrag zu koppeln. In einem weiteren Beschluss hatte der Ärztetag den Gesetzgeber dazu aufgefordert, dem fortschreitenden Aufkauf des ambulanten medizinischen Sektors durch Private Equity und börsennotierte Aktienunternehmen Einhalt zu gebieten.

Frei zugängliches MVZ-Register würde für mehr Transparenz sorgen

„Bisher ist nicht viel passiert – im Gegenteil“, sagen die Initiatoren des hessischen Ärzteprotests. Für mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten würde nach Auffassung des Ärztetags ein öffentliches und frei zugängiges MVZ-Register sorgen. Zusätzlich sollten die MVZ dazu verpflichtet werden, die Trägerschaft auf dem Praxisschild auszuweisen

https://www.hausaerzte-hessen.de/aktuelles/presse/497-pm-5-protesttag