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  • Presse

Delegiertenversammlung fordert bessere Digitalisierung der Praxen durch gute Arzt-Informations-Systeme

Berlin, 13.4.2024. Die Delegiertenversammlung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes hat auf ihrer Frühjahrstagung heute den Antrag „Bessere Digitalisierung der Praxen durch gute Arzt-Informations-Systeme“ einstimmig verabschiedet. 

  • Die Delegiertenversammlung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes fordert den Gesetzgeber auf,
    die bestehenden Vorgaben zur Reglementierung und Zertifizierung von AIS deutlich zu verschärfen. Dies
    bedeutet u. a.
  • KBV und gematik bedürfen klarer und umfassender gesetzlicher Prüfaufträge hinsichtlich der
    Funktionen, die AIS umsetzen müssen, inklusive einer angemessenen Usability und Performance im
    Praxisalltag.
  • Diese Prüfaufträge müssen verbunden sein mit der Verpflichtung der KBV und der gematik, diese auch
    entsprechend umzusetzen; Sichtprüfungen und Eigenerklärungen genügen dafür in der Regel nicht.
    Ein klarer Prüfauftrag erfordert auch die Möglichkeit von Sanktionen, die die AIS-Anbieter direkt treffen
    (z. B. Strafzahlungen o. ä.).
  • Die AIS müssen verpflichtet werden, sich für andere digitale Anwendungen im Gesundheitswesen zu
    öffnen, Schnittstellen zur Verfügung zu stellen und eine maximale Interoperabilität sowie
    Wechselmöglichkeit zwischen diversen PVS zu gewährleisten.
  • Voraussetzung für funktionierende AIS ist allerdings, dass Komponenten der TI stabil und sicher
    funktionieren und dass die gesetzlichen Fristen, die Anpassungen in den AIS erfordern, realistisch
    gesetzt werden.

Begründung

Die Hausärztinnen und Hausärzte erfahren in ihren Praxen weiterhin Tag für Tag eine massive Diskrepanz
zwischen den Erwartungen, die sie mit der Digitalisierung verbinden und der erlebten Realität. Auch die
Versprechungen der Industrie und das User-Erlebnis im hausärztlichen Praxisalltag stimmen leider viel zu
selten überein. Das zentrale System zur Umsetzung der Digitalisierung in den hausärztlichen Praxen ist
das jeweilige Arzt-Informations-System (AIS). Leider sind die AIS in vielen Praxen eher Teil des Problems
als der Lösung. Funktionalitäten, die eigentlich umzusetzen wären, stehen nicht oder verspätet zur
Verfügung oder sind in Untermenüs des AIS versteckt und damit nicht direkt zugänglich und nutzbar. Die
bestehenden Systeme zur Zertifizierung der AIS durch die KBV und die gematik versagen regelhaft, weil sie
auf Selbstauskünften oder kursorischen Sichtprüfungen basieren und Fragen der Usability nicht
berücksichtigen. Selbst in Fällen, in denen das AIS nachweislich Anforderungen nicht umsetzt, ist die
einzig mögliche Sanktion, der Entzug der Zulassung für die vertragsärztliche Abrechnung. Dies trifft jedoch
letztlich nur die nutzenden Ärztinnen und Ärzte, die im schlimmsten Fall ohne zugelassenes AIS dastehen.

Hierzu erklären die beiden Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier:

„Es wird Zeit, die schwarzen Schafe unter den AiS-Anbietern deutlich schärfer in den Blick zu nehmen. Sie sind inzwischen einer der größten Digitalisierungsverhinderer des Gesundheitswesens.

Zwischen den verschiedenen Anbietern gibt es massive Qualitätsunterschiede. Zu viele AiS sind de facto nicht in der Lage, die Anwendungen der Telematikinfrastruktur wie E-Rezept, eAU und zukünftig die ePA praxistauglich umzusetzen. Leider ist es nach wie vor so, dass ein Wechsel des Anbieters so komplex und aufwendig ist, dass in der Regel die Praxen über mehrere Tage schließen müssen.

Die bisherigen Zertifizierungen fußen zu einem zu großen Teil auf Selbstauskünften und Versprechungen. Was diese wert sind, erleben die Kolleginnen und Kollegen dann in den Praxen. Es braucht mehr Kontrolle und die Möglichkeit, empfindliche Geldstrafen zu verhängen, wenn Systeme immer wieder versagen. Der letzte Schritt muss dann der Entzug der Zulassung sein.

Während der Gesetzgeber bei den Ärztinnen und Ärzten keine Hemmungen hat, diese ins Gesetz zu schreiben, scheint er bei der Industrie deutlich zurückhaltender zu sein. Es wird Zeit, das gesetzlich anzupacken – und zwar noch vor der parlamentarischen Sommerpause!“

Aktuelle Informationen und Pressebilder finden Sie unter www.haev.de/pressefjt2024

Pressekontakt

Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V.
Bleibtreustraße 24,10707 Berlin
Tel.: 030 887 143 73-60
Vincent Jörres, Pressesprecher, Tel.: 0151 52 01 24 36
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