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„Der Teufel steckt im Detail“ - Hausärztinnen und Hausärzteverband Hessen fordert weitere Maßnahmen zur Rettung der hausärztlichen Versorgung

27.01.2025, Hattersheim – „Wir brauchen die vollständige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen, ein Primärarztsystem und die Abschaffung von Regressen“, sagt Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hessen (HAEVH). Der Landesverband begrüßt, dass sich FDP, SPD und BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN auf den letzten Metern noch auf konkrete Verbesserungen für die Hausarztpraxen geeinigt haben. Die Maßnahmen, am Mittwoch im Gesundheitsausschuss besprochen und voraussichtlich noch vor der Wahl im Bundestag beschlossen werden sollen, gehen dem HAEVH jedoch nicht weit genug.

„Offensichtlich hat die Politik erkannt, wie ernst die Lage in den Hausarztpraxen ist“, sagt Sommerbrodt. „Wenn der Bundestag dem Maßnahmenpaket zustimmt, ist dies ein erster Schritt in die richtige Richtung und ein Erfolg für uns Hausärztinnen und Hausärzte und unseren Verband. Der Teufel steckt aber im Detail und Nachbesserungen sind dringend erforderlich“, betont der erste Vorsitzende des HAEVH.

Budgetierung bedeutet Nachteile für Patientinnen und Patienten

So sieht die jetzige Beschlussvorlage die Entbudgetierung nur eines Teils der hausärztlichen Leistungen vor: „Offenbar sollen einige hausärztliche Leistungen wie zum Beispiel Hausbesuche oder auch Lungenfunktionstests aus dem Budget herausgenommen werden, Leistungen wie Ultraschall oder psychosomatische Grundversorgung sollen jedoch budgetiert bleiben“, erklärt Sommerbrodt. „Diese Mogelpackung ist nicht nur unlogisch, sondern gefährdet auch die Versorgung von Patientinnen und Patienten und verunsichert die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte“, warnt der Hausarzt aus Wiesbaden. „Wir fordern von der Politik, eine vollständige Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen zu liefern. Die Ausgestaltung der Entbudgetierung muss transparent sein und darf nicht innerhalb des KV-Systems zu Verwerfungen innerhalb der Ärzteschaft führen“, so Sommerbrodt.

Konsequente hausärztliche Steuerung verbessert die Versorgung

Eine weitere Forderung des HAEVH: Eine bessere Steuerung der Patientinnen und Patienten über ein Primärarztsystem. „Angesichts knapper Kassen und mit Blick auf den Fachkräftemangel liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass die vorhandenen Ressourcen effektiver aufeinander abgestimmt und effizienter eingesetzt werden müssen“, so Sommerbrodt. „Wir können uns in Deutschland kein unkoordiniertes System mehr leisten, in dem teure Doppeluntersuchungen und unnötige Klinikeinweisungen an der Tagesordnung sind“, sagt der Hausarzt aus Wiesbaden. „Wir brauchen endlich ein Primärarztsystem, bei dem die Patientinnen und Patienten als erste Anlaufstelle für gesundheitliche Anliegen eine Hausarztpraxis verbindlich wählen“, betont er- und verweist auf die hausarztzentriere Versorgung (HZV): „Ein solches System haben wir mit der HZV bereits. Bundesweit profitieren bereits rund zehn Millionen Patientinnen und Patienten von den Vorteilen der Hausarztverträge – das sind mehr als es Privatversicherte gibt“, so Sommerbrodt. Es sei inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass es Patientinnen und Patienten, die an Hausarztprogrammen teilnehmen, gesundheitlich besser gehe. „Wir bedauern es, dass die ursprünglich im GVSG vorgesehene Stärkung der HZV in der jetzigen Beschlussvorlage nicht mehr enthalten ist“, so Sommerbrodt.

„Regresse sind eine ständige massive finanzielle Bedrohung“

Um die bewährte zeitnahe und wohnortnahe hausärztliche Versorgung zu sichern, bedürfe es weiterer Maßnahmen. So müssten etwa die Regresse abgeschafft – oder zumindest eine wirkungsvolle Bagatellgrenze eingeführt werden, was Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ursprünglich auch vorgehabt hatte. „Arznei- und Heilmittelregresse stellen eine ständige massive finanzielle Bedrohung für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dar. Die Regresse sind einer der Hauptgründe, warum junge Kolleginnen und Kollegen die Niederlassung scheuen“ erklärt Sommerbrodt.

 

Pressekontakt:
Gundula Zeitz, Pressereferentin HÄVH. Tel.: 0171 8132671, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.