Mückenplage in Hessen: Was hilft gegen den Stich, was hilft danach?
Hattersheim/Wiesbaden, 11.7.2024 - Ein milder Winter, starke Niederschläge – ideale Bedingungen für Mücken: Sie haben sich in diesem Jahr besonders vermehrt, zum Leidwesen all derjenigen, die empfindlich auf Insektengift reagieren. Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen (HÄVH) hat in seiner Hausarztpraxis in Wiesbaden schon einige Patientinnen und Patienten mit starken Reaktionen behandelt.
„Die Stiche jucken extrem und schwellen oft stark und schmerzhaft an“, sagt Sommerbrodt. Der Hausarzt hat in seiner Praxis sogar schon einige Patientinnen und Patienten behandelt, deren Mückenstiche sich so entzündet hatten, dass eine Behandlung mit Antibiotika notwendig war. Sommerbrodt hat beobachtet, dass die Reaktionen auf Insektenstiche in diesem Jahr heftiger ausfallen als in den vergangenen Jahren.
Warum werden manche Menschen öfter gestochen als andere?
In Deutschland gibt es etwa 50 Stechmückenarten – wobei nur die Mückenweibchen stechen: Sie brauchen die im Blut enthaltenen Proteine, um nach der Befruchtung Eier bilden zu können. Manche Menschen werden öfter als andere gestochen, weil sie für Mücken offenbar einen besonders attraktiven Körpergeruch haben, der von genetischen Faktoren und den jeweiligen Bakterien auf der eigenen Haut abhängt. „Wenn der eigene Schweißgeruch für Mücken besonders attraktiv ist, hilft nur regelmäßiges Duschen“, sagt Sommerbrodt.
Warum reagieren manche Menschen auf Mückenstiche stärker als andere?
„Bei einem Stich reagiert der Körper auf Bestandteile des Mückenspeichels“, erklärt Sommerbrodt. „Die Stoffe, die Mücken beim Stich in die Haut verabreichen, sorgen erst mal für eine vermehrte Durchblutung, damit sie viel Blut saugen können. Als Reaktion darauf setzt der Körper den Stoff Histamin frei, er löst das Jucken und Anschwellen des Stichs aus“.
Wenn die Reaktion bei manchen Menschen stärker ausfalle als bei anderen, könne dies genetisch bedingt sein. Eine Rolle spiele aber auch, wie oft man schon von der gleichen Mückenart gestochen worden sei: „Je öfter man von einer bestimmten Mückenart gestochen wird, desto schwächer ist irgendwann die Reaktion“. Bei invasiven Arten wie etwa der Tigermücke sei eine stärkere Reaktion wahrscheinlicher, weil die Bevölkerung gegen diese noch nicht so viel Toleranz entwickeln konnte, wie gegen heimische Mückenarten.
Menschen, die wissen, dass sie stärker auf Mückenstiche reagieren, können vorbeugend Antihistaminika verwenden, wenn sie sich in Mückengebieten aufhalten. „Diese Medikamente sind in Apotheken erhältlich und können Schwellungen und Juckreiz lindern – sie können aber auch müde machen“, sagt Sommerbrodt.
Wie kann man Stiche vermeiden?
Um Stiche zu vermeiden, helfen Moskitonetze helle, locker sitzende Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosenbeinen. Wer Regentonnen im Garten hat, sollte sie abdecken – und Gießkannen oder Topfuntersetzer regelmäßig leeren, denn solche stehenden Gewässer sind ideale Brutstätten für Mücken. Und wer sehr empfindlich reagiert, sollte sich zu Zeiten, in denen die Mücken besonders aktiv sind – in den lauwarmen Abendstunden und in der frühen Nacht – möglichst nicht im Freien aufhalten. Auch Mückensprays aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt können Abhilfe schaffen. „Besonders wirksam sind Sprays mit den Wirkstoffen Icaridin oder DEET“, sagt Sommerbrodt.
Was hilft nach dem Stich?
„Wenn man trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Mückenstiche kassiert, sollte man auf keinen Fall kratzen, denn durch aufgekratzte Stiche können Keime in den Körper gelangen“, warnt Sommerbrodt. „Um den Juckreiz nachhaltig zu lindern, helfen Hitzestifte, mit denen sich Mückenstiche gezielt erwärmen lassen. Wärme zerstört das juckreizauslösende Enzym aus dem Mückenspeichel“, rät er. Kurzfristig könne es auch helfen, den Stuch zu kühlen, allerdings nur für die Dauer der Anwendung.
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