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Erster bundesweiter „Tag der Hausarztmedizin“ am 8. Mai: Hausärzteverband Hessen empfängt Staatssekretärin 

Die aktuellen Herausforderungen und die Zukunftsaussichten für die ambulante hausärztliche Versorgung waren Thema bei einem Treffen zwischen dem Vorstand des Hausärzteverbandes Hessen und der Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, Dr. Sonja Optendrenk. Anlass war der erste bundesweite „Tag der Hausarztmedizin“.

Die Lage ist ernst: In Hessen sind aktuell rund 300 Sitze für Hausärztinnen und Hausärzte frei. Und von den landesweit mehr als 4.100 Hausärztinnen und Hausärzten sind 2.105 älter als 55 Jahre und 1.376 älter als 60 Jahre. „Mehr als 30 Prozent von uns werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen“, sagt Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen (HÄVH) und Hausarzt in Wiesbaden. In seiner Praxis trafen sich der Vorstand des HÄVH mit der Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, Dr. Sonja Optendrenk. „Die Landesregierung legt ein besonderes Augenmerk auf eine zukunftsfeste medizinische Versorgung in Hessen. Den Hausärztinnen und Hausärzten in unserem Land kommen dabei eine ganz entscheidende Rolle zu. Nachwuchskräfte in diesem Bereich zu gewinnen, wird künftig noch bedeutender werden“, sagte die Staatssekretärin.

Weniger Ärztinnen und Ärzte, mehr Patientinnen und Patienten

„Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir mit weniger Personal mehr Patientinnen und Patienten versorgen müssen“, so Sommerbrodt. Um langfristig eine flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung zu sichern, fordert der Hausärzteverband Hessen unter anderem eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen: „Die Bedingungen für uns Niedergelassene müssen wieder so attraktiv gestaltet werden, dass die nachwachsende junge Ärztegeneration gerne eine Hausarztpraxis übernimmt“, so Sommerbrodt.

Mit Blick auf den Referentenentwurf zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GSVG) sagte Sommerbrodt, es sei positiv, dass die für Hausärztinnen und Hausärzte zentralen Themen weiter Teil des Entwurfs seien. Dazu zähle neben der Entbudgetierung nach dem Modell MGV plus auch die Anhebung der Bagatellgrenze bei Regressverfahren, die Stärkung der Verträge zur Hausarztzentrierten Versorgung und die Vorhaltepauschale. „Klar ist aber auch, dass im weiteren parlamentarischen Verfahren noch dringende Anpassungen nötig sind, damit die Praxen nachhaltig gestärkt werden“, betont Sommerbrodt. Das betreffe beispielsweise die Kriterien für die Vorhaltepauschale und die Ausgestaltung der Chronikerpauschale.

Appell an Landesregierung: Mehr Medizinstudienplätze schaffen!

Mit Blick auf Hessen appellierte der Vorstand des Hausärzteverbandes, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. In Hessen standen im Wintersemester 2022/23 an den Standorten Marburg, Gießen und Frankfurt 1149 Plätze für Erstsemester zur Verfügung. „Die Studienkapazitäten im Fach Humanmedizin an den hessischen Universitäten müssen erweitert werden, um eine medizinische Versorgung der älter werdenden Bevölkerung für die Zukunft zu sichern. Dabei ist eine Erweiterung der Hausarztquote eine langfristig sinnvolle Maßnahme“, so Sommerbrodt. „Für eine zukunftsfeste und qualitativ hochwertige Versorgung, auch auf dem Land, und für einen starken öffentlichen Gesundheitsdienst ist die Landarztquote ein wichtiger Baustein“, so die Staatssekretärin.

Einerseits müsse die hausärztliche Einzelpraxis gestärkt werden, ein weiterer Baustein zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung könnten aber auch kooperative Modelle wie das „Hausärztliche Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“, kurz HÄPPI sein. Dabei handelt es sich um ein innovatives Versorgungskonzept, dass der Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) in Kooperation mit der Universität Heidelberg entwickelt hat. Das HÄPPI-Konzept bietet Strukturen und Rahmenbedingungen, die neue Formen der Zusammenarbeit im Team ermöglichen sollen. In einer HÄPPI-Praxis trägt die Hausärztin oder der Hausarzt weiterhin die Verantwortung und bleibt damit Kopf der Versorgung.

Ähnliche Konzepte gibt es in Hessen bereits, so etwa CURANDUM, ein Gesundheitsmodell für 21.000 Menschen in abgelegenen Stadtteilen Wiesbadens: Hier haben sich mehr als 60 Akteure aus dem Gesundheitsbereich zu einem virtuellen Gesundheitszentrum vernetzt. Ein weiteres Beispiel ist das Gesundheitsnetzwerk PORT („Patientenorientiertes Zentrum zur Primär- und Langzeitversorgung“) im Raum Willingen und Diemelstadt, in dem über 40 Leistungserbringer rund 11.000 Menschen versorgen.

„Herzlichen Dank für den informativen und konstruktiven Austausch, den wir gerne fortführen möchten. Angesichts der großen gemeinsamen Zukunftsaufgaben ist es uns ein besonderes Anliegen, das Ohr immer auch bei den Verbänden zu haben“, so die Staatssekretärin abschließend.

Pressekontakt:
Gundula Zeitz, Pressereferentin HÄVH. Tel.: 0171 8132671, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.