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  • Presse

Hattersheim, Frankfurt, Bad Homburg, Bad Hersfeld, 26.5.2023

Gemeinsame Erklärung

  • des Hausärzteverbandes Hessen (HÄVH)
  • des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), Landesverband Hessen
  • der Berufsverbände der Fachärztinnen und Fachärzte in Hessen sowie
  • der Berufsverbände der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Hessen

„Überbordende Bürokratie stiehlt Zeit für Patienten“

 Komplexen Regelungen, komplizierte Formulare, die Einführung neuer Pflichtanwendungen der Telematikinfrastruktur, die mehr Zeit fressen als einsparen: Der Bürokratieaufwand in den Praxen steigt immer weiter. Mit Blick darauf fordern der Hausärzteverband Hessen, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen sowie die Berufsverbände der hessischen Fachärzte und Psychotherapeuten an ihrem siebten Protesttag am 31. Mai die Politik zum Handeln auf.

„Das Gesundheitssystem krankt an überbordender Bürokratie, die uns die Zeit und die Ressourcen für unsere Patientinnen und Patienten stiehlt“, sagt Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen e. V. (HÄVH). „Auch der hohe Bürokratieaufwand hindert junge Ärztinnen und Ärzte daran, sich niederzulassen“, so der Hausarzt aus Wiesbaden. Deshalb gefährde nicht zuletzt die Bürokratie in den Praxen die medizinische Versorgung der Patienten.

„Wir wollen unausgereifte Telematikinfrastruktur-Lösungen, die unter Strafandrohung über der Ärzteschaft ausgerollt werden und zeitlichen Mehraufwand ohne Nutzen für die Volksgesundheit verursachen, nicht länger hinnehmen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Initiatoren der Protesttage. „Allein die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) verursacht einen Zusatzaufwand in Höhe von mehr als einer Million Arbeitsstunden pro Jahr in den Praxen“, erläutert Sommerbrodt mit Blick auf den Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung (BIX), den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) bereits im November 2022 veröffentlicht hatte.

„Grundübel im deutschen Gesundheitssystem ist, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte durch eine Vielzahl medizinfremder Tätigkeiten und vor allem durch den vorgeschriebenen Dokumentationsaufwand fehlbelastet sind“, sagt auch Dr. Burkhard Voigt, Kinderarzt in Frankfurt und stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbandes für Kinder- und *innen (BVKJ). Laut BVKJ wendet eine durchschnittliche Praxis 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für "unsinnige" Bürokratie auf. Sommerbrodt nennt ein Beispiel der Pandemie, die alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in eine nie dagewesene Ausnahmesituation gebracht habe: „Es gibt bis heute für jeden Corona-Impfstoff eine eigene Abrechnungsziffer, bei anderen Impfstoffen ist das nicht der Fall“, so der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hessen. „Es geht uns darum, die medizinische Versorgung für die Menschen in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Viele Praxen sind aber durch die aktuelle Situation schon längst an den Rand ihrer Belastbarkeit geraten“, kritisieren Sommerbrodt und Voigt.

Die Initiatoren der Protesttage nennen in ihrer gemeinsamen Erklärung weitere Beispiele:

  • Früher ein- bis zweistellige Abrechnungsziffern sind inzwischen fünfstellig, mitkomplexen Ausschlussregelungen, die im Praxisalltag zu erhöhtem Kontrollaufwand führen.
  • Krankengymnastik konnte früher auf dem normalen Kassenrezept verordnet werden. Inzwischen sind dafür komplizierte Heilmittelrezepte erforderlich, die das Schreiben entsprechender Verordnungen erschweren.
  • Auf Abrechnungsformularen der Deutschen Rentenversicherung muss innerhalb von zwei Zeilen zweimal das aktuelle Datum eingetragen werden.
  • Für die elektronische AU und für das e-Rezept müssen zusätzlich Ausdrucke erstellt werden, die unterschrieben werden müssen.
  • Der Konsiliarbericht für Psychotherapie stellt in der jetzigen Form als Relikt aus grauer Vorzeit ein weitgehend überflüssiges Ärgernis dar.

Hausärzteverband Hessen e. V.
Gundula Zeitz
Pressereferentin
Tel.: 01718132671
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