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Resolution: „Hausarztpraxen müssen weiter gestärkt werden“

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Hessen appelliert an alle Parteien, auch nach der Verabschiedung des abgespeckten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes weitere dringend erforderliche Reformen nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wir brauchen nicht nur die teilweise, sondern die vollständige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen, das Primärarztsystem HZV und die Abschaffung von Regressen“, betonen die Delegierten des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hessen in einer am Wochenende verabschiedeten Resolution.

Die Resolution im Wortlaut:
Bad Soden-Salmünster, 15. Februar 2025. Mehr als 95 Prozent der Behandlungsfälle in Deutschland werden ambulant erbracht. Doch schon jetzt fehlen bundesweit 5.000 Hausärztinnen und Hausärzte, in Hessen sind es mehr als 250. Dazu kommt, dass bundesweit rund 40 Prozent der praktizierenden Hausärztinnen und Hausärzte älter als 60 Jahre sind – in Hessen sind es sogar 41 Prozent. Damit ist klar, dass sich die Situation in den kommenden Jahren zuspitzen wird.
Mit Blick darauf begrüßen wir es, dass Bundestag und Bundesrat einem Maßnahmenpaket zugestimmt haben, das die Hausarztpraxen stärken soll. Dies ist ein Meilenstein für die hausärztliche Versorgung, für den unser Verband lange gekämpft hat. Die beschlossenen Reformen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nachbesserungen sind jedoch dringend erforderlich.
Um die bewährte zeitnahe und wohnortnahe hausärztliche Versorgung zu sichern, fordern wir
  • die vollständige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen
    Es ist nicht einzusehen, warum Leistungen wie psychosomatische Grundversorgung, problemorientierte ärztliche Gespräche, Heimversorgung und Ultraschalluntersuchungen weiterhin budgetiert bleiben sollen. Hausärztliche Leistungen müssen vollständig entbudgetiert werden. Die Ausgestaltung der Entbudgetierung muss die hausärztliche Leistung angemessen widerspiegeln.
  • eine konsequente hausärztliche Steuerung der Patientinnen und Patienten
    Angesichts knapper Kassen, einer älter werdenden Bevölkerung und mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen die vorhandenen Ressourcen effektiver aufeinander abgestimmt werden. Wir brauchen eine bessere Steuerung der Patientinnen und Patienten über ein Primärarztsystem, bei dem Hausarztpraxen erste Anlaufstelle für gesundheitliche Anliegen sind. Ein solches System haben wir mit der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) bereits. Bundesweit profitieren schon rund zehn Millionen Patientinnen und Patienten von den Vorteilen der Hausarztverträge – das sind mehr, als es Privatversicherte gibt. Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass es Patientinnen und Patienten, die an Hausarztprogrammen teilnehmen, gesundheitlich besser geht.
  • die Abschaffung aller Regresse
    Arznei- und Heilmittelregresse stellen eine ständige massive finanzielle Bedrohung für alle niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte dar. Regresse sind einer der Hauptgründe, warum junge Kolleginnen und Kollegen die Niederlassung scheuen.
  • die Stärkung und Modernisierung des Medizinstudiums durch Umsetzung der Reform der Approbationsordnung sowie durch Schaffung weiterer hausärztlich orientierter Studienplätze. Das Studium muss dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen.
  • die gesetzliche Eingrenzung investorengeführter medizinischer Versorgungszentren (iMVZ)
    Vielerorts werden in großem Stil Hausarztpraxen von iMVZ aufgekauft. Die bewährte Versorgungsstruktur auf Basis eigenständiger Praxen wird zerstört. iMVZs bringen keine Verbesserung der Versorgung. Die Gefahr der Monopolbildung ist sehr hoch. Die Patientinnen und Patienten werden die Leidtragenden dieser Entwicklung sein. Viele angestellte Ärztinnen und Ärzte sehen sich in iMVZs unter Druck gesetzt und fühlen sich nicht frei in Ihrer Berufsausübung.

Alle Parteien haben wiederholt beteuert, dass sie die hausärztliche Versorgung stärken wollen. Doch bei Lippenbekenntnissen darf es nicht bleiben: Die Parteien stehen nicht nur bei den Hausärztinnen und Hausärzten, sondern auch bei den Patientinnen und Patienten im Wort. Deshalb muss sich die künftige Bundesregierung vorrangig um eine weitere Stärkung der Hausarztpraxen kümmern.

Die Delegierten des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hessen