Resolution: „Hausarztpraxen müssen weiter gestärkt werden“
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Hessen appelliert an alle Parteien, auch nach der Verabschiedung des abgespeckten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes weitere dringend erforderliche Reformen nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wir brauchen nicht nur die teilweise, sondern die vollständige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen, das Primärarztsystem HZV und die Abschaffung von Regressen“, betonen die Delegierten des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Hessen in einer am Wochenende verabschiedeten Resolution.
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die vollständige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen
Es ist nicht einzusehen, warum Leistungen wie psychosomatische Grundversorgung, problemorientierte ärztliche Gespräche, Heimversorgung und Ultraschalluntersuchungen weiterhin budgetiert bleiben sollen. Hausärztliche Leistungen müssen vollständig entbudgetiert werden. Die Ausgestaltung der Entbudgetierung muss die hausärztliche Leistung angemessen widerspiegeln. -
eine konsequente hausärztliche Steuerung der Patientinnen und Patienten
Angesichts knapper Kassen, einer älter werdenden Bevölkerung und mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen die vorhandenen Ressourcen effektiver aufeinander abgestimmt werden. Wir brauchen eine bessere Steuerung der Patientinnen und Patienten über ein Primärarztsystem, bei dem Hausarztpraxen erste Anlaufstelle für gesundheitliche Anliegen sind. Ein solches System haben wir mit der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) bereits. Bundesweit profitieren schon rund zehn Millionen Patientinnen und Patienten von den Vorteilen der Hausarztverträge – das sind mehr, als es Privatversicherte gibt. Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass es Patientinnen und Patienten, die an Hausarztprogrammen teilnehmen, gesundheitlich besser geht. -
die Abschaffung aller Regresse
Arznei- und Heilmittelregresse stellen eine ständige massive finanzielle Bedrohung für alle niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte dar. Regresse sind einer der Hauptgründe, warum junge Kolleginnen und Kollegen die Niederlassung scheuen. -
die Stärkung und Modernisierung des Medizinstudiums durch Umsetzung der Reform der Approbationsordnung sowie durch Schaffung weiterer hausärztlich orientierter Studienplätze. Das Studium muss dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen.
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die gesetzliche Eingrenzung investorengeführter medizinischer Versorgungszentren (iMVZ)
Vielerorts werden in großem Stil Hausarztpraxen von iMVZ aufgekauft. Die bewährte Versorgungsstruktur auf Basis eigenständiger Praxen wird zerstört. iMVZs bringen keine Verbesserung der Versorgung. Die Gefahr der Monopolbildung ist sehr hoch. Die Patientinnen und Patienten werden die Leidtragenden dieser Entwicklung sein. Viele angestellte Ärztinnen und Ärzte sehen sich in iMVZs unter Druck gesetzt und fühlen sich nicht frei in Ihrer Berufsausübung.
Alle Parteien haben wiederholt beteuert, dass sie die hausärztliche Versorgung stärken wollen. Doch bei Lippenbekenntnissen darf es nicht bleiben: Die Parteien stehen nicht nur bei den Hausärztinnen und Hausärzten, sondern auch bei den Patientinnen und Patienten im Wort. Deshalb muss sich die künftige Bundesregierung vorrangig um eine weitere Stärkung der Hausarztpraxen kümmern.
